Systematik der Großpilze


 

Pilze werden heute in der sogenannten Funga (dem Bereich, der alle Pilze umfasst - so auch Schimmel-, Rost- und Hefepilze) geführt. Sie wird mit den Gruppen Flora (Bereich der Pflanzen) und Fauna (Bereich der Tiere) gleichberechtigt gestellt. Schleimpilze gehören nicht zu den Echten Pilzen und bilden eine eigene Gruppe, die Myxomyzeten. 

Auf dieser Seite beschäftige ich mich ausschließlich mit Echten Pilzen und dabei mit denjenigen, die sich mit bloßem Auge erkennen lassen, die sogenannten Großpilze.

 

Da die wissenschaftliche Systematik der Pilze zu komplex für diese Seite wäre, nehme ich hier nur die "gängigen" und mehr oder weniger offensichtlich erscheinenden Gruppen heraus, hier handelt sich um die Basidiomyzeten (Ständerpilze, darunter befinden sich die meisten der Speise- und Giftpilze) und die Ascomyzeten (Schlauchpilze, die oft sehr klein sind und sich mit wenigen Ausnahmen eher nicht zu Speisezwecken eignen).
In beiden Gruppen finden sich stark giftige sowie auch schmackhafte und bekömmliche Arten.


 

Ständerpilze (Basidiomyzeten)

Darunter fallen alle bekannten Blätter-, Stachel-, Leisten- und Röhrenpilze, vereinzelt auch becherförmige Arten, sowie alle Bauch- und Korallenpilze.

Die Sporen, die die Vermehrung des Pilzes bewirken, - man kann sie als eine Art Samen betrachten - werden an Basidien (Ständer), meist zu zweien oder vieren, gebildet. Dies ist nur mikroskopisch erkennbar. Diese Ständer sitzen dicht an dicht auf der Fruchtschicht. Als Fruchtschicht bezeichnet man die Ausbildung einer Schicht, in der Regel an der Unterseite des Pilzfruchtkörpers. Da jedes Lebewesen, so auch der Pilz, das Bedürfnis hat, sich so effektiv wie möglich zu vermehren, haben unsere Pilze verschiedene Formen dieser Fruchtschichten entwickelt, um die Fläche für die darauf wachsenden Ständer zu vergrößern. Sie begegnen uns als Lamellen, Röhren, Leisten, Poren oder auch Stacheln an der Unterseite der meist aus Hut und Stiel bestehenden Pilzfruchtkörper.


 

 Lamellen- oder Blätterpilze

Unterseite eines Nitrathelmlings

Die Ausbildung der Fruchtschicht findet als Lamellen, also blätterig angeordnete Objekte an der Unterseite des Hutes, statt. Sie können mehr oder weniger eng stehen, dick oder dünn sein, mehr oder weniger brüchig sein. Auch können sie mit Lameletten, den vom Hutrand ausgehenden kürzeren Lamellen untermischt sein. Je nach Pilzart können die Lamellen verschiedenfarbig sein, eventuell eine andersfarbige Schneide besitzen. Für die Artbestimmung sind nicht nur die vorgenannten Merkmale wichtig, sondern zusätzlich auch die verschiedenen Anwuchsarten am Stiel, z.B. ob diese freistehend, angewachsen oder herablaufend sind. 

 Unter die Lamellenpilze fallen die meisten der stark bis tödlich giftigen Arten.


 


 

Röhren des Fahlen Röhrlings

Röhrenpilze
An der Unterseite des Pilzhutes befinden sich dicht an dicht stehende Röhren, die im Aussehen einem Schwamm ähneln. Sie können in Form und Größe variieren und sich im Laufe der Fruchtkörperentwicklung auch farblich verändern. Allein gemein ist, dass sie sich vom Fruchtfleisch leicht lösen lassen. Oft reagiert diese Art der Fruchtschicht auf Druck durch Verfärben, welches als wichtiges Bestimmungsmerkmal zu beachten ist. 

Die Röhrenpilze sind für Speisepilzsammler recht interessant, das sich keine tödlich giftigen Arten darunter befinden. Lediglich gastrointestinal, d.h. magen-darm-giftige und wegen Bitterkeit ungenießbare Arten sind enthalten, die sich aber bei guter Kenntnis leicht von den Speisepilzarten unterscheiden lassen.


 


 Stachelpilze

Stacheln an einem Semmelstoppelpilz


 

Stachelpilze tragen an der Unterseite des Hutes elastische oder spröde Stacheln. Viele der Arten in dieser Gruppe sind sehr selten. Nicht selten sind die Semmelstoppelpilze, die sich gut für Speisezwecke eignen, wenn sie im jungen Zustand gesammelt werden. Im Alter, welches sich leicht durch einfach abbrechende Stacheln zeigt, können sie leicht bitter werden.


 
Gefährlich giftige Arten lassen sich nicht finden, die meisten Stachelpilze, z.B. alle Korkstachelinge sind sehr zäh und eignen sich daher bereits nicht für Speisezwecke.


  


 

Leisten eines Pfifferlings

Leistenpilze oder Leistlinge
Die Unterseite der Hüte ist in sogenannten Leisten verwachsen, die mehr oder weniger gut erkennbar sind, bei einigen Arten sind diese nur als Runzeln erkennbar, so z.B. bei der Herbsttrompete. Der wohl bekannteste, leistentragende Pilz, ist wohl der Pfifferling, von dem es etliche, allesamt eßbare, Arten gibt. Der leckere, den meisten Pilzsammlern wohlbekannte Speisepilz, wird oft mit seinem Doppelgänger, dem Falschen Pfifferling verwechselt, der im Gegensatz zum Echten Pfifferling Lamellen statt Leisten ausbildet, was nicht immer ganz leicht zu erkennen ist. Ein kleiner Trick ist, die Fruchtkörper aufzuschneiden: Der Falsche Pfifferling ist durchgehend orange-gelb gefärbt - Der leckere Echte Pfifferling besitzt stets weißes Fleisch. 


 

Porlinge

Poren beim Sklerotien-Stielporling

Schaut man sich einen Porling an, könnte man meinen, man hätte einen Röhrling vor sich, nur lassen sich an den vorwiegend sehr harten und zähen Arten diese nicht verschieben oder leicht ablösen. Alle Porlinge sind Holzbewohner und können teilweise Fruchtkörper ausbilden, die über Jahre weiterwachsen. Interessant bei den mehrjährigen Fruchtkörpern ist zu beobachten, dass sie immer mit der Unterseite in Richtung Boden wachsen, d.h. ursprünglich am stehenden Baum entstanden, ändern sie die Zuwachsrichtung, sobald er Baum zu Fall kommt in Richtung Boden. 



Zu Speisezwecken eignen sich die wenigsten Porlinge, und wenn dann sind diese nur in ganz jungem Zustand genießbar und kulinarisch nicht besonders wertvoll. Vorsicht ist beim Zimtfarbenen Weichporling geboten, er ist stark giftig. 

Allerdings befinden sich gerade unter den Porlingen einige der besten Bastel- und/oder Heilpilze, so da wären z.B. der Birkenporling oder der Glänzende Lackporling. 


 


 

Schnitt durch einen Kartoffelbovist

Bauchpilze
Der Name ist Programm, kommen die Bauchpilze mit ihren Sporen im "Bauch" daher. Zu ihnen zählen alle Hartboviste, Erdsterne, Boviste und Stäublinge. Ihr Taktik zur Verbreitung der Sporen basiert darauf, dass sich Sporen als Gleba (Fruchtmasse) in Ruhe im Inneren entwickeln können und nach abgeschlossener Reifung als Staubwolke durch eine Öffnung unter mechanischer Einwirkung, z.B. Regentropfen, ausgeschleudert werden. 

Während die Vertreter der Hartboviste, z.B. der Kartoffelbovist, giftig sind, eignen sich Boviste und Stäublinge zum Verzehr, solange das Innere weiß ist. Außerdem sagt man den Stäublingen eine antibakterielle Wirkung nach.


 


 Korallen- und Keulenpilze

Astenden eines Korallenpilzes

Wie der Name es prophezeit, gehören die Korallenpilze zur schönsten Zierde unserer Wiesen und Wälder. Die Sporenbildung findet an der Außenseite der Äste statt. Es gibt sie in unzähligen Farben und Größen, was eine eindeutige Bestimmung der Art nicht einfach macht. Oftmals findet man nur mit Hilfe eines Mikroskops zur Art.

Aufgrund ihrer schweren Bestimmbarkeit ist vom Sammeln von Korallenpilzen zu Speisezwecken abzuraten. Unter ihnen befinden sich eßbare als auch magen-darm-giftige Arten, die oft nur schwer auseinander zu halten sind. 


 

Auch die viele der Keulenpilzarten sind selten. Auch sie bilden die Sporen an der Außenseite der Fruchtkörper, die nicht verzweigt wie die Korallen sind, sondern eine einzelne Keule bilden.

Als Schönheiten sollten sie im Allgemeinen geschont werden. 


 

Blumenpilze

Gemeine Stinkmorchel

So werden Pilze genannt, die eine ganz besondere Art der Sporenverbreitung haben. Die Fruchtkörper entstehen in sogenannten Hexeneiern, wenn sie "schlüpfen" geben sie ihre Sporen in einer übelriechenden Masse frei. Diese sogenannte Gleba (Fruchtmasse) lockt Insekten an, die diese aufnehmen und so die enthaltenen Sporen verbreiten. Bekannte Arten sind u.a. die Stinkmorchel oder auch der aus Neuseeland und in Verbreitung begriffene Tintenfischpilz. Giftig sind diese schnell wachsenden und ebenso schnell vergänglichen Arten nicht, allerdings machen die stinkenden Fruchtkörper auch nicht viel Appetit. Die Hexeneier sollen im Gegensatz dazu in Scheiben geschnitten und gebraten durchaus schmecken. 


 

Gallertpilze

Sie führen uns oft in die Irre, sind doch unter ihnen fast alle Erscheinungsformen vertreten. So gaukelt uns der Klebrige Hörnling vor, eine vornehme Koralle zu sein und der Eispilz schmückt sich mit Stacheln, als gehöre er zu den Stoppelpilzen. Die Sporenbildung findet, wie bei den imitierten Formen an der Hutunterseite oder an der Aussenseite der Äste statt. 
Gallertpilze verraten sich oft erst, wenn man sie berührt. Ihr Fleisch ist zäh und gummiartig. Giftige Arten sind nicht darunter, aber wer kaut schon gern auf einem Stück Fahrradreifen herum, abgesehen davon, dass die Verdauung des Menschen Fragmente unverändert wieder zum Vorschein bringt. Einige wenige Arten können aufgrund ihrer Attraktivität als Dekoration für kalte Platten dienen oder Salate zieren. 

junge Judasohren


 

Eine Art sei allerdings besonders erwähnt: Das Judasohr. Als "chinesische Morchel" in jedem asiatischen Restaurant ins Gemüse geschnippelt, hat mit den uns als sehr gute Speisepilze bekannten Morcheln nichts gemein. Sie kommt eher recht geschmacksneutral daher. Allerdings zählt das Judasohr zu den klassischen Heilpilzen und wird daher gern gesammelt und verwendet. 


 


 


 

Schlauchpilze (Ascomyzeten)

Ihre Sporen bilden Schlauchpilze meist zu 8, manchmal auch zu 4 oder 16 Stück im Inneren von schlauchähnlichen Sporenhüllen, den Schläuchen (Asci). Je nach der Taktik des Entlassens der Sporen werden sie in operculate und inoperculate Ascomyzeten unterteilt. Die Sporen reifen im Inneren dieser Sporenhüllen und der Druck wird erhöht, so können die Sporen aus den Asci "geschossen" werden, sobald der richtige Reifezeitpunkt erreicht ist. Operculate Ascomyzeten tun dies durch ein Deckelchen, inoperculate Arten haben ein solches nicht und entlassen die Sporen durch eine Scheitelöffnung.

Die Formen der Fruchtkörper sind meist schüssel- oder kugelförmig - zum größten Teil so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann.

Die umfangreiche Gruppe der Ascomyzeten ist sehr speziell und wird von einigen Experten intensiv erforscht und bearbeitet. Dies soll nur eine Kurzinformation über eine wunderbare eigene Welt sein.

Es lohnt sich auf jeden Fall die folgenden Seiten einmal zu besuchen und sich anzuschauen, wie wunderschön diese teilweise winzigen Pilzchen sind.


https://www.sites.google.com/site/funghiparadise/home

http://www.helotiales.nl/Deutsch/Intro_D.html


 

Jedoch gibt es einige Schlauchpilze, die ich hier nicht vorenthalten möchte, die in ihrer Form oder Farbe besonders auffällig sind.


 

 

Morcheln und Verwandte

Speisemorchel

Bei den Morchelverwandten handelt es sich um die Gruppe von relativ seltenen Speisepilzen, die das Pilzjahr einläuten. Bereits im März oder April sind die Vertreter dieser Familie anzutreffen. Zu ihr gehören die allseits beliebten Speisemorcheln, die vor allem in Erlenbrüchen oder Auwäldern gefunden werden können, die Spitzmorcheln, oft auf im Vorjahr gemulchten Flächen aber auch in Fichtenwäldern anzutreffen, halbfreie Morcheln, Verpeln und Morchelbecherlinge. Alle Arten zählen zu den guten Speisearten, sind jedoch alle besonders geschützt. Beim Sammeln dieser Arten ist daher zu beachten, dass sie der eingangs erwähnten Sammelbeschränkung unterliegen. 

Wie so oft hat auch die Morchel einen gefährlichen Verwechslungspartner, der zur gleichen Zeit am ähnlichen Ort wachsen kann - die Giftlorchel. Wer also auf Morcheljagd gehen möchte, sollte diese genau kennen, damit es nicht zu gefährlichen Vergiftungen kommt.


 

Eselsohren und Verwandte

Eselsohr


 

Wer im Laub diese seltsamen Gebilde entdeckt, glaubt zunächst nicht, einen Pilz gefunden zu haben. Tatsächlich kommen die Fruchtkörper wie kleine Öhrchen daher. Sie sind allgemein recht schwer in der Art bestimmbar. Gut und sofort zu erkennen ist die größte Art, das Eselsohr. Die Kombination der zartgelben Außen- und lachsfarbenen Innenseite, ist nur dieser Art eigen. Das Eselsohr ist ungiftig, als Seltenheit allerdings zu schonen.