Anspruchsvolle Geschöpfe ...
Die Gärtner unter uns wissen es schon lange - Jede Pflanze hat ihre Ansprüche an Boden und Klima. Nicht anders ist dies bei Pilzen.
Wer also Pilze finden möchte, sollte nicht nur wissen, wann sie erscheinen, sondern auch wo.
Das erkennen geeigneter Habitate (Lebensräume) ist, neben der allgemeinen augenblicklichen Witterung, sehr wichtig um Erfolg bei der Suche nach bestimmten Pilzarten zu haben. Es macht wenig Sinn beispielsweise ausgeprochene Feuchteliebhaber unter den Pilzen auf Trockenrasen zu suchen.
Hier soll ein kleiner Wegweiser entstehen, der helfen soll, Habitate einzuordnen und zu erkennen.
Von Vorteil ist in diesem Zusammenhang nicht nur das Wissen, wo und wann Pilze wachsen und welcher Lebensweise sie angehören, sondern auch einige Erfahrung im Erkennen von sogenannten Zeigerpflanzen. Es handelt sich dabei um Pflanzen, die nur und ausschließlich auf ganz bestimmte Böden spezialisiert sind, so gibt es welche, die nur auf kalkreichen, andere auf eher sauren Untergründen zu Hause sind. Das macht sich der versierte Pilzfreund zu Nutze, um die Pilze aufzuspüren, die ähnliche Vorlieben besitzen, wie diese Pflanzen.
Nach und nach soll hier eine Liste der verschiedenen Waldtypen entstehen mit Hinweisen auf Zeigerpflanzen und die dort vorkommende Funga.
Allerdings ist auch die beste Habitat- sowie Pflanzen- und Pilzkenntnis kein Garant für erfolgreiches Auffinden von Pilzen. Sie sind und bleiben die Diven in Wald und Flur, wenn auch nur ein Faktor, sei es der Zeitpunkt oder die Witterung nicht zu 100 % stimmt, bleiben sie aus. Dies macht allerdings die gezielte Suche nach speziellen Arten besonders spannend und die Freude bei Erfolg umso größer.
Derzeit:
- Auwald
- Kalk-Buchenwald
- Hoch- und Niedermoor
Der Auwald
Besonders interessant für Speisepilzsammler ist der Auwald im Frühjahr, wenn die ersten Speisemorcheln zum Sammeln einladen. Allerdings machen diese sich mancherorts recht rar und sind außerdem Meister der Tarnung.
Um diese begehrten Pilze zu finden, muss man wissen, dass diese kalkreiche Böden bevorzugen und gern in leicht feuchten Gebieten wachsen, so auch im Auwald, der meist von Fluss- oder Bachläufen durchzogen und zu den Überflutungsbereichen gehörig ist. Oftmals ist dort der Grundwasserspiegel besonders hoch, was dauerfeuchte Böden mit sich bringt.
Typischer Baum- und Strauchbewuchs wird in erster Linie durch Eschen sowie bestimmte Ulmen- oder Eichenarten (Hartholzaue) gebildet, die den Gewässern zugewandten und durch Überschwemmung mehr beeinflussten Streifen sind mit Erlen- und Weidenarten (Weichholzaue) bewachsen.
Der Unterwuchs besteht hauptsächlich in der Weichholzaue aus wasser- und/oder moorliebenden Planzen, in der Hartholzaue können sich riesige Felder mit Bärlauch entwickeln. Doch Vorsicht, wer dieses leckere Kraut nicht genau kennt, sollte vom Sammeln absehen, da die Blätter leicht mit denen des sehr giftigen Maiglöckchens verwechselt werden können, das oft an gleichen Orten vorkommt. Die geschlossenen Knospen des Bärlauch sind eingelegt in Essig und/oder Öl eine besondere Leckerei zu Gegrilltem oder auf Salat.
Auch oft vertreten und zusätzlicher Kalkanzeiger ist das Buschwindröschen, welches oft an geeigneten Stellen in Massen auftritt.
Daneben gibt es noch unzählige weitere Arten, die den Waldboden bevölkern, so z.B. Scharbockskraut, Schlüsselblume oder Pestwurz sowie Waldvergißmeinnicht und Aronstab.
Leider gehören die großen Auwälder mittlerweile zu den schwindenden Vegetationszonen, die in erster Linie durch Flussbegradigung und Abholzung zur Ackerlandgewinnung geschädigt werden. Deshalb steht der Großteil dieser Biotope unter strengem Naturschutz, zählen sie doch zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt.
Der Kalk-Buchenwald
Weit verbreitet, aber auch nicht ungefährdet, sind die auf Kalkböden angesiedelten Kalk-Buchenwälder. Zu intensive forstwirtschaftliche Nutzung setzt auch diesen Biotopen zu. Es ist allerdings zunehmend zu beobachten, dass in jüngster Vergangenheit weder standortfremde Fichtenaufforstungen vorgenommen werden und bei Fällung von Buchen oftmals Totholz als neuer Lebensraum im Wald verbleibt - das macht durchaus Hoffnung auf ein artenreiches Fortbestehen dieser heimischen Waldart. Zu erwähnen sind auch hier wiederum die Schadstoffeinträge über die Luft, vor allem da vermehrt Stickstoff, die die Böden versauern lassen.
Meistenteils wird uns der Waldmeisterbuchenwald begegnen. Neben der vorherrschenden Rotbuche kommen vereinzelt verschiedene Eichenarten und/oder auch Bergahorn oder einzelne Fichten vor. Seine reichhaltigen Böden schaffen den idealen Standort für eine abwechslungs- und artenreiche Krautschicht. So finden sich neben Waldmeister oftmals die bereits beim Auwald erwähnten Kalkzeiger Schlüsselblume, Bärlauch oder Waldbingelkraut. Mit etwas Glück kann man hier und da recht früh im Jahr Leberblümchen finden, die - wo sie sich angesiedelt haben - oftmals großflächige blaue Blütenteppiche bilden. Vereinzelt finden sich sogar verschiedene Waldorchideenarten, so z.B. das weiße oder auch das langblättrige Waldvöglein. Treten mehrere Orchideenarten gehäuft auf, spricht man vom Orchideen-Buchenwald. Je nach Lage und Untergrund können beide Biotope durchaus gemischt vorkommen.
In genanntem Biotop darf man nicht die große Masse an Pilzen erwarten, denn die Böden sind oft trocken und nur bei langanhaltenden Regenfällen ausreichend feucht. Allerdings sind besonders an südlich oder südwestlich exponierten Hängen ganz besonders seltene Pilzarten daheim. So finden sich in der näheren Umgebung meiner Wirkungsstätte einige sehr schöne Hänge mit Vorkommen von Satanspilz, Fahlem Röhrling, Königsröhrling, Anhängselröhrling, Wurzelnder Bitterröhrling und ähnlich seltenen Dickröhrlingsarten. Insider nennen solche Plätze, an denen vorgenannte Arten auf engstem Raum gemeinsam leben "Boletenhotspots". Es lohnt sich also bereits im Sommer diese Wälder aufzusuchen und nach den attraktiven Röhrlingen Ausschau zu halten - die aber - und dies möchte ich jedem Pilzsucher ans Herz legen - uneingeschränkt zu den geschützten Arten gehören und einfach nur als schön anzusehen und als Fototrophäe mit nach Haus zu nehmen sind. Neben den genannten Arten, darf man sich ebenso auf verschiedene Korallenpilzarten freuen, die - größtenteils ungenießbar oder giftig - bitte nicht in den Topf wandern, da sie von den wenigen eßbaren Arten selbst von Experten oft nicht ohne Mikroskop unterschieden werden können. Um allerdings die Speisepilzsammler nicht ganz zu verprellen, sei verraten ... es gibt sie ... die besonders guten und leckeren Speisepilze im Kalk-Buchenwald. So finden sich in großen Mengen - wenn die Witterung passt - Laubwaldpfifferlinge, die im Gegensatz zu ihren Verwandten im Nadelwald sehr viel größer und fleischiger sind sowie Herbsttrompeten und Sommersteinpilze.
Das Moor
Aus der englischen Krminalliteratur nicht wegzudenken: Moore – unheimlich und mystisch. Aber in erster Linie sind sie wertvolle und stetig schwindende Lebensräume für Fauna, Flora und Funga.
Der Begriff Moor bezeichnet im Allgemeinen eine Vielzahl verschiedener Feuchtgebiete, die sich durch Entstehung und Lage sowie Wasserspeisung unterscheiden. Im Gegensatz zu Sümpfen trocknen Moore im Normalfall nicht aus – tun sie es dennoch sterben sie. Bei Sümpfen ist ein gelegentliches Austrocknen normal und gehört zum natürlichen Ablauf des Lebenszyklus, der eine vollständige Umwandlung von Pflanzenresten in Humus ermöglicht. Der Boden in Mooren ist sauerstoffarm, weshalb eine Zersetzung organischer Stoffe nicht vollständig möglich ist – es kommt zu Torfablagerung, wodurch ein Moor ständig in die Höhe „wächst“ – und das in etwa 1 mm pro Jahr.
Unterschieden werden Moore in Hoch-, Zwischen- und Niedermoore. Unter diese Kategorien fallen dann etliche Moortypen. Dies an dieser Stelle auszuführen, würde den Rahmen sprengen – bleiben wir also vorerst bei der groben Einteilung.
Hochmoor (oder auch Regenwassermoor)
Sie speisen sich ausschließlich durch Regenwasser, sind mit einem pH-Wert um die 3 sehr sauer und dazu hochgradig mineralsalzarm. Mit dieser Umgebung kommen nur Lebewesen mit hochspezialisierter Anpassung zurecht, wie z.B. Sonnentau, Venusfliegenfalle, Torfmoos sowie verschiedene Wollgräser, Seggen und Heiden. Zu den typischen Gehölzen der Hochmoor-Randgebiete zählen Moorbirke und Zwergkiefer. Tierische Bewohner beschränken sich in erster Linie auf hochspezialisierte Insekten, Amphibien, Reptilien und Vögel. Durch Stickstoffeintrag aus Industrie und Landwirtschaft sowie Torfabbau und Klimawandel sind diese wertvollen Lebensräume sowie deren Bewohner extrem gefährdet.
Für den Speisepilzsammler sind Hochmoore eher uninteressant, da die Arten, die sich finden lassen nicht zum Verzehr geeignet sind – seien sie giftig oder nicht – sie stehen aufgrund ihrer hochgradigen Gefährdung unter strengem Schutz. Als Beispiele sind zu nennen der Weiße Moorbirkenpilz (Leccinum holopus), der Torfmoos-Milchling (Lactarius spaghneti) sowie verschiedene kleine, mit Torfmoos symbiotische Schleierlinge (Cortinarien).
Niedermoor (oder auch Quellmoor)
Im Gegensatz zum Hochmoor sind die Böden der quell- und grundwassergespeisten Niedermoore sehr nährstoffreich und besitzen einen wesentlich höheren ph-Wert, der von sauer bis basisch reicht. Bei idealen Bedingungen können sich aus Niedermooren Hochmoore entwickeln.
Die Pflanzen- und Tierwelt ist ebenfalls spezialisiert, aber wesentlich artenreicher als im unwirtlichen Hochmoor. Hier finden sich z. B. neben vielen verschiedenen Gräsern auch seltene Arten wie Trollblume und sogar (je nach ph-Wert) verschiedene Orchideenarten. Libellen und seltene Falter sind hier ebenso daheim wie verschiedene Amphibien. Für einige Vogelarten sind Niedermoore beliebte Brutgebiete, z. B. für den Brachvogel.
Zu den im Niedermoor vorkommenden Wiesen- sowie Waldpilze in den Gehölzgürteln der Niedermoore gehören Trollhand (Hypocreopsis lichenoides) ebenso verschiedene Rötlinge (Entomoma) – davon ist keiner für die Pfanne geeignet. Allerdings kann man in den bewaldeten Randgebieten aufgrund der feuchten Böden auch Speisepilze, wie Birkenpilze und dergleichen finden.
Hinweis: Im Allgemeinen stehen Hoch- und weite Teile von Niedermooren unter Naturschutz, d.h. wie in anderen NSG (Naturschutzgebieten auch, verbietet sich das Verlassen der Wege und das Entfernen von Pilzen, Pflanzen und Tieren aus dem Habitat von selbst. Wir sollten uns an diesen gefährdeten Lebensräumen optisch erfreuen und die einzigartige Ausstrahlung genießen.
Abschließend verweise ich noch an die vielfältigen Schutz- und Rettungsprojekte, die bundesweit in den letzten Jahren zur Erhaltung der Hoch- und Niedermoore ins Leben gerufen wurden, z.B. werden von der Biologischen Station Kreis Paderborn/Senne einige Exkursionen in die Moore der Umgebung im Rahmen des Projekts „Eggemoore“ angeboten, welches in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Waldl und Holz NRW und dem Ministerium für Umwelt und Klimaschutz NRW durchgeführt wird.
https://www.life-eggemoore.de/
Weitere Biotop-Vorstellungen sind in Arbeit.