Inhalt:

- Der Pilz - das unbekannte Wesen (Allgemeines über Pilze)

- Etwas zum Schutz der Natur (Was der Pilzfreund wissen sollte)

- Radioaktive Belastung der Wald- und Wiesenpilze (Infos rund um die Kantamination Deutschlands)

- Zeckensaison (Maßnahmen und Hinweise zum Schutz vor Zeckenstich)

- Gefahr: Knollenblätterpilz (Warnhinweis zum Pilz des Jahres 2019)

- Achtung Frostgefahrt Okt./Nov. (Hinweise zum Pilzsammeln nach den ersten Frösten)

- Pilzapps im Test (Pilze bestimmen per Handy und Tablet?)

 

 

 

Der Pilz - das unbekannte Wesen...

 

Fungi plant growth - David Attenborough - BBC

Fadenwesen werden sie genannt, Fungi, Mushrooms … aber was meinen wir, wenn wir das sagen? Wir meinen in der Regel das, was wir sehen können – die Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz ist ein weitverzweigtes feines Geflecht unter der Erde oder in dem Material, worauf die Fruchtkörper bei idealen Bedingungen erscheinen, genannt Myzel.

 

                                                                         (Video-Quelle: You Tube)


Sommersteinpilz (Boletus reticulatus)


 


Oft wird behauptet, der Pilzsammler schade den Pilzen durch Absammeln der begehrten Leckereien. Dass dies so nicht wahr ist, wurde in mehrfachen Studien bewiesen und bedarf immer wieder der Richtigstellung. Schaden erleiden die empfindlichen Wesen schon durch leichte Veränderung des Klimas, Eingriffe des Menschen durch Landschaftsveränderungen oder durch Schadstoffeinbringung von außen, sprich Überdüngung und Luftverschmutzung. Pilze sind also sensible Anzeiger von Veränderungen in der Natur jedweder Art, auf die es zu achten gilt.


 


 

Pilze ernähren sich auf verschiedenste Art und Weise … es gibt Mörder unter ihnen und Müllmänner. Und es gibt die, die versorgen und dafür versorgt werden. Neugierig? Bleiben sie gespannt und schauen sie weiter.


 

Etwas zum Schutz der Natur ...

Wie alles in Deutschland, ist auch die Begehung von Wald und Flur gesetzlich geregelt. Jeder, der sich auf den Weg begibt, die Natur zu entdecken, sollte diese Regeln kennen, um nicht böse Überraschungen zu erleben. Verstöße können gut und gern zum Verlust des Sammelguts sowie zu empfindlichen Geldstrafen und vermeidbarem Ärger führen.

Im Allgemeinen sind alle Wälder begehbar, ob in privater oder staatlicher Hand. Zäune sollten jedoch nicht überklettert werden. Oft schützen sie Schonungen und Neuanpflanzungen, die sowieso nicht zu betreten sind. Auch offene Schonungen und Dickungen sind tabu. Als solche gelten Anpflanzungen, unter denen ein erwachsener Mensch nicht aufrecht hergehen kann.

Die Dämmerungszeit ist den Tieren das Waldes vorbehalten. Das Betreten der Wälder in der Zeit zwischen abends ca. 18:00 Uhr bis morgens ca. 8:00 Uhr ist zu vermeiden. Diese Uhrzeiten sind allein Richtzeiten und orientieren sich in erster Linie nach Dämmerungsbeginn und -ende.

Prinzipiell sind Wald und Flur so zu verlassen, wie man sie vorgefunden hat. Selbstverständlich für jeden Naturliebhaber sollte sein, seine Abfälle, wie leere Trinkflaschen u.ä. mit heim zu nehmen und dort zu entsorgen.

Des Weiteren sei erwähnt, dass ausgewiesene Naturparks einen besonderen gesetzlichen Schutz genießen. Sie dürfen ausschließlich auf den Wegen begangen und diese auch nicht verlassen werden. Das Einbringen und Entnehmen jedweder Flora, Fauna und Funga ist untersagt, d.h. Pilze sammeln verboten!

Naturschutzgebiete gehen oft in frei begehbaren Wald über, der Pilzsammler sollte sich also im Vorfeld über das Vorhandensein eines solchen informieren, z. B. hier: 

www.geodienste.bfn.de/schutzgebiete


 

Königsröhrling (Boletus regius)


 

Davon abgesehen, gibt es verschiedene Pilzarten, die nur eingeschränkt oder gar nicht zu sammeln sind, dazu gehören auch die allseits beliebten Steinpilze, Pfifferling und Morcheln. Sie unterliegen dem Artenschutz und somit der Regel: Nur für den Eigenverzehr, der sich im Allgemeinen 1 kg (nicht pro Art sondern insgesamt) pro Person und Tag definiert. Andere Arten unterliegen einem absoluten Sammelverbot, so z.B. der Königsröhrling.


 


  

Pilzarten, die geschützt sind stehen auf der Roten Liste, die hier eingesehen werden kann:

www.lanuv.nrw.de/natur/arten/roteliste.htm


 

Radioaktive Belastung von Wald- und Wiesenpilzen

Die Frage wird immer wieder gestellt: Kann ich Speisepilze aus den heimischen Wäldern und Wiesen bedenkenlos genießen? 

Die Antwort ist nicht einfach und schon gar nicht pauschal zu geben.

Vorerst sollte man wissen, dass die Halbwertzeit bei Cs137 (Caesium) ca. 30 Jahre beträgt, d.h. eine prinzipielle Entwarnung nach Tschernobyl im April des Jahres 1986, kann nicht gegeben werden. Abhängig ist die Belastung der Pilze und auch des Wildfleisches und anderer in Wald und Flur gesammelter Kräuter und Beeren von der Intensität des damaligen Fallout. Will heißen, in jeder Gegend in Deutschland und dem übrigen Europa können sehr unterschiedliche Messwerte abgelesen werden. So sind z.B. die radioaktiven Niederschläge im Süden des Landes, sprich Bayern und Baden-Württemberg um Einiges höher ausgefallen, als hier in NRW.

Die aktuellsten Messungen im Raum Paderborn/Höxter wurden im Jahre 2011 durchgeführt und stammen von dem Paderborner Toxikologen und Pilzsachverständigen der DGfM, Dr. Siegmar Berndt und können in einem Antwortschreiben auf die Frage der radioaktiven Belastung, auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie nachgelesen werden. 

http://www.dgfm-ev.de/node/1300

Daraus ist zu ersehen, dass die radioaktive Belastung von Waldprodukten im hiesigen Raum weit unter der zulässigen Grenze oder sogar unter der Nachweisgrenze liegt. An den aus dem Jahr 2011 stammenden Messwerten wird sich bis zum heutigen Zeitpunkt aufgrund der bereits oben erwähnten langen Halbwertzeit, wenig verändert haben.

In NRW ist es also nahezu unbedenklich, Speisepilze und andere Waldprodukte zu sich zu nehmen - natürlich in Maßen, da nicht nur Radioaktivität sondern auch andere Schadstoffe und Schwermetalle mehr oder weniger in verschiedene Pilzarten angereichert werden können. 

Die Empfehlung: nicht mehr als zwei Wildpilzmahlzeiten pro Woche, sollte daher möglichst beherzigt werden.

Weitere Informationen zur aktuellen Belastung verschiedener Gebiete finden sich hier:
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0221-2018111416808

So stellt sich derzeit die Bodenbelastung so dar, dass diese im Raum Bielefeld in Richtung Osnabrück leicht zunimmt. Diese Werte liegen allerdings noch immer im unbedenklichen Bereich.

Wer Interesse daran hat, seine eigenen Funde analysieren und messen zu lassen, hatte bisher die Möglichkeit diese beim Umweltinstitut München (www.umweltinstitut.org) untersuchen zu lassen.  Ein Zugriff auf das dortige "Probenblatt" wird auf der Seite beschrieben.
 

Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich bei Herrn Dr. Siegmar Berndt für die Hilfe bei der Erstellung dieses Artikels.

 

Zeckensaison 

 

Wenn die Tage  wärmer werden und  die Menschen ins Freie locken, lauern sie - auf Wiesen, in Wäldern - versteckt an Gräsern, in Büschen, im Laub ... die Zecken. Jeder Stich ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch gefährlich werden. Aus diesem Grunde hier einige Fakten über Zecken, Zeckenschutz und Behandlung von Stichen. 

Ixodes ricinus - so der wissenschaftliche Name der Quälgeister - sie können sowohl Borreliose als auch FSME (Frühsommermeningoenzaphilitis) übertragen. Borreliose ist deutschlandweit verbreitet, während die Risikogebiete für FSME sich derzeit noch auf den Süden des Landes konzentrieren. Eine Verbreitungskarte steht als Download zur Verfügung, herausgegeben vom Robert-Koch-Institut und jährlich aktualisiert (Stand: 06.04.2017):

 

Es ist also wichtig, sich und auch seine Haustiere vor Zeckenstichen zu schützen, zwar kann man nie zu 100% ein Risiko ausschließen, aber jede Maßnahme verringert die Gefahr der unangenehmen Stiche und ihrer eventuellen Folgen.

So sollten Sie bei Ihrem Tierarzt Zeckenschutzmittel für Ihre Tiere erstehen und selbst stets lange Hosen und Shirts mit langen Armen tragen, wenn Sie in Wald und Flur unterwegs sind und beabsichtigen, die Wege zu verlassen. Ziehen Sie die Socken über die Hosen und nutzen Sie Zeckensprays. Bei den Sprays habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass das breitgefächerte Autan oft nicht hilft, besser spezielle Mittel aus der Apotheke verwenden. Allerdings sollten Sie selbst ausprobieren, was für Sie optimal wirkt. Fragen Sie mal ihren Förster vor Ort, er wird die besten Tipps diesbezüglich für Sie haben, denn er ist schon von Berufswegen mit Zecken ständig konfrontiert. Wichtig: suchen Sie sich und vor allem auch Ihre Kinder, nach jedem Spaziergang nach Zecken ab. Tun Sie das auch nach Spieleinheiten im Garten, denn auch dort können Zecken hausen. Meist haben sie sich noch nicht festgesetzt und können problemlos entfernt werden. Haben sie sich bereits verankert, braucht noch keine Panik auszubrechen, denn die Erreger der beiden Krankheiten werden erst einige Stunden nach dem Stich freigesetzt. Mit einer Pinzette, Zeckenzange oder Zeckenkarte vorsichtig ganz nah auf der Haut hinter dem Kopf packen und aus der Haut ziehen. Drehen oder die früher empfohlene Methoden, das Tier mit Öl oder Klebstoff zu ersticken, wirken eher kontraproduktiv - so kann beim Drehen der Kopf der Zecke leicht in der Wunde verbleiben und der Gang zum Hautarzt ist unausweichlich. Bei der "Erstickungsvariante" lässt sich zwar die Zecke leicht entfernen, allerdings würgt sie im Todeskampf sämtliche noch in ihr befindlichen Erreger in Ihre Blutbahn ... das ist weder eine besonders angenehme Sache für Sie noch für die Zecke, auch sie ist ein Lebewesen, wenn auch ein ziemlich lästiges. Besonders beliebt als Stichstellen sind z.B. Kniekehlen, Armbeugen, Achselhöhlen, Fesseln, hinter den Ohren, unter Uhrbändern u.s.w. - also alles Hautstellen, die besonders dünne Haut haben und/oder feuchtwarme Areale bilden. Ich hatte in diesem Jahr einen Stich unter dem Ehering. Beobachten Sie Einstichstellen über die nächsten ein bis zwei Wochen sorgfältig - tritt eine Rötung auf, bitte einen Arzt hinzuziehen, da es sich um die sogenannte Wanderröte handeln könnte, die neben erkältungsähnlichen Symptomen auf eine Borrelien-Infektion hinweisen können. 

Vorbeugend kann man momentan gegen Borreliose leider nichts unternehmen. Eine Impfung gibt es bisher nicht. In den USA und Kanada ist ein Impfstoff vorhanden, der sich allerdings gegen einen anderen Borreliose-Erreger richtet, als die, die hierzulande heimisch sind. 
Gegen FSME kann man sich allerdings impfen lassen. Fragen Sie dazu Ihren Arzt. Dies ist allerdings nur notwendig, wenn sie sich sehr oft in verschiedenen Gegenden Deutschlands aufhalten oder in einem der Risikogebiete wohnen.

Die Tatsache, dass Zecken nur bis zu einer Höhe von bis zu 800 müM leben, hat sich in den letzten Jahren relativiert - auch in unsere Gebirgsregionen haben sie sich mittlerweile verbreitet, so dass auch in höheren Lagen als 800 müM mit Zeckenstichen zu rechnen ist und somit auch Bergwanderer nunmehr eines Zeckenschutzes bedürfen.

Aktuelle Erkenntnisse und einen großen Pool an Zeckeninfos finden Sie hier:

http://www.zecken.de/de

 

Gefahr Knollenblätterpilz

 

Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)

In den letzten Jahren kommt es wieder gehäuft zu Vergiftungen mit dem tödlich giftigen Knollenblätterpilz. 

Es ist äußerst wichtig, diesen gefährlichen Giftpilz, ebenso wie die anderen in Deutschland vorkommenden Giftpilzarten, genau zu kennen.

Eine detaillierte Beschreibung finden Sie unter "Pilz des Monats August 2017" und auf der Seite der DGfM unter "Pilz des Jahres 2019"

Im Allgemeinen gilt: Essen Sie nur Pilze, die sie zweifelsfrei als Speisepilze erkannt und bestimmt haben. Ziehen Sie bei Unsicherheiten immer eine Person hinzu, die nachweislich über das Wissen und die Fähigkeiten verfügt, Pilzbestimmungen durchzuführen. Dies muss nicht immer ein PSV (Pilzsachverständiger) sein, auch langjährig erfahrene Pilzsammler können dies durchaus, so sie die Verantwortung besitzen, sich auch selbst Unsicherheiten einzugestehen und im Zweifel vom Verzehr abzuraten. Kein Mensch ist in der Lage jedes Exemplar der bis zu 5.000 Großpilzarten in Mitteleuropa zu kennen und zu bestimmen.

 

 

!!Achtung - Frostgefahr Okt./Nov.!!

Diese Tage im Goldenen Oktober ladn zu Spaziergängen und Pilz wanderungen ein, denn der eine oder andere zeigt sich nun auch nach dem trockenen Sommer. Aber Vorsicht ist angesagt, denn auch die uns bekannten leckeren Speisepilze können gefährlich werden. Die kalten Nächte, die derzeit bereits mit Bodenfrost einher gehen, frieren die Pilzfruchtkörper an, die dann am Tage wieder tauen. Dies sieht man Steinpilz & Co nicht unbedingt an.

Frieren sie mal eine Tomate ein und tauen sie wieder auf ... was passiert?

Die mit Wasser gefüllten Zellen des Gemüses werden durch den Frost gesprengt, denn Eis hat ein höheres Volumen. Genau das passiert auch bei Pilzen. Im Regelfall sind bei den für uns interessanten Speisepilzen die Hyphen, aus denen ein Pilzfruchtkörper besteht, so stark, dass der Schaden im Inneren der Zellen nicht gleich auffällt.

Aber Moment - werden Sie sagen - der schaut doch gut aus, warum sollte ich den nicht essen?

Das Problem liegt im hohen Gehalt an Eiweißen, die sich bei angefrorenen Pilzen um ein Vielfaches schneller zersetzen, als im Normalfall. Es kann zu leichten bis mittelschweren Lebensmittelvergiftungen kommen. Es ist nie ersichtlich, wie oft und lang ein Fruchtkörper gefroren und wieder getaut ist.

Vorstehendes gilt nicht z.B. für den Samtfußrübling, der bald zu entdecken sein wird - er hat ein "eingebautes Frostschutzmittel" und widersteht frostigen Temperaturen - er brauch sie sogar, um fruktizieren zu können ;)


 

PilzApps im Test

Aufgrund der immer öfter gestellten Frage nach der Verwendung von Pilz-Bestimmungs-Apps hat die Deutsche Gesellschaft für Mykologie im August diesen Jahres einen ausführlichen Praxistest mit den 7 gängigsten Apps durchgeführt, der auf der dortigen Seite unter http://www.dgfm-ev.de/pilz-apps-im-test heruntergeladen werden kann. Es stellte sich heraus, dass von den getesteten Apps keine für uneingeschränkt empfehlenswert für Anfänger ohne fundiertes Wissen erachtet wurde. Testsieger wurde in der Gesamtbeurteilung die App "Meine Pilze" von Klaus Bornstedt. Den Link zur ausführlichen Beschreibung der App finden Sie unter "Verpilzte Links und Literatur" auf dieser homepage.